"Ich dachte es ändert sich was. Aber Karl bleibt Karl bleibt Karl."
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Ich habe einen Tick. Na gut. Mehrere. Aber einen mag ich sogar sehr gerne: Ich gehe für mein Leben gerne alleine ins Kino. An der Kasse wird man zwar immer schräg angesehen ("EINE Karte?" "JAHAAAA! Mein Hintern mag zwar für zwei reichen, aber eine Karte reicht mir."), aber da stehe ich drüber. Zudem hat das Kino echt Vorteile, wenn man alleine ist. Man kann den Saal verlassen, wenn der Film scheiße ist (hätte ich bei "Geld her oder autschn" definitiv getan - wenn ich keine Begleitung dabeigehabt hätte!). Es sitzt (meistens) niemand neben einem und somit entfällt das Knistern, Knabbern und Schlürfen nebenan und man kann sich Filme anschauen, in die sonst niemand mit rein möchte. "Anna Karenina" zum Beispiel oder "Feuchtgebiete". Und gestern war ich in einem Film, den ich unbedingt alleine sehen wollte, obwohl ich nicht alleine gemusst hätte - "Da geht noch was" mit Florian David Fitz und Henry Hübchen. Warum ich da alleine hinein wollte? Nunja, dazu muss man die Story des Filmes kennen und ein bisschen Wissen über meine Kindheit haben...
Die Geschichte:
Conrad ist ein sehr erfolgreicher Mann mit erfolgreicher Frau und Sohn (Jonas) auf einem Eliteinternat. Seine Eltern Helene und Karl besucht er nur einmal im Jahr, zum Geburtstag seiner Mutter. Öfter kann er seinen Vater nicht ertragen! In diesem Jahr kann Conrads Frau wegen eines Geschäftstermins nicht mit zum Geburtstag fahren und so besticht er Jonas mit 50€ und er kommt mit und verspricht extra nett zu sein an Helenes Ehrentag. Beim Kaffeetisch erklärt sie Conrad, dass Karl und sie sich getrennt haben. Conrad ist schon ziemlich erstaunt darüber! 20 Jahre früher, hätte er sich tierisch darüber gefreut, seinen Vater endlich loszuwerden. Immerhin hatte der ja eh nie Zeit für seine Familie und dachte nur an seine Arbeit. Lies sich von vorne bis hinten bedienen und dachte nur an seinen Sohn, wenn der im Schwimmen wenigstens unter den ersten Dreien landete. Aber jetzt trennen sich seine Eltern??? Okay. Lieber zu spät als nie und so erfüllt Conrad auch nur wiederwillig ihren Wunsch, einen Umschlag im Haus seines Vaters zu verstecken. Bei dem Besuch verunglückt Karl und ist auf die Hilfe seines Sohnes und Enkels angewiesen - auch wenn er es nicht zugibt. Conrad ist nicht begeistert davon, seinem Erzeuger helfen zu müssen. Geändert hat der sich in den letzten 20 Jahren nämlich gleich null! Kann sich der Vater vielleicht doch noch ändern? Was hat es mit dem Umschlag auf sich? Und warum haben sich die Eltern jetzt doch getrennt?
Soweit zur Storyline. Und jetzt das faszinierende: Mein Vater heißt Karl, hatte nie Zeit, war immer nur auf der Arbeit, lässt sich liebend gerne bedienen und hatte für seine Tochter nur Interesse, wenn sie am Luftgewehr schoss oder im Wald spazieren ging und er so das Waldwissen seiner Tochter testen konnte.
Okay, ich bin keine Erfolgreiche Unternehmerin und habe auch kein Kind auf einem Eliteinternat, aber es gibt so viele Parallelen, dass man es irgendwie als mein fiktives Leben in 15 Jahren sehen könnte und das hat mich sehr fasziniert und das ein oder andere Tränchen musste ich echt verdrücken. Manchmal bin ich für solche Dinge echt zu sensibel! Kennt ihr das auch? Dass man sich etwas ansieht und dann so emotional darauf reagiert, dass es kaum auszuhalten ist und noch Stunden danach aufgewühlt ist? Bei "Anna Karenina" ist ein unschuldiges Pferd gestorben und es tat mir so Leid! Genauso bei "Lone Ranger". Als die Indianer in einer Szene angriffen, wurde mein Beschützerinstinkt wach und ich dachte ich nur "Hoffentlich stirbt kein unschuldiges Pferd!!!". Ich sage ja, ich habe einige Macken ;)
Aber um nochmal auf "Da geht nochwas" zurückzukommen... Die Mutter Helene im Film sagte in einer Szene nachts weinend auf die Frage ihres Sohnes, warum sie sich nie vorher getrennt hatte: "Ich dachte es ändert sich was. Aber Karl bleibt Karl bleibt Karl." Das war ein so ergreifender Moment für mich! Unfassbar!
Also ich habe einen der besten Filme für mich dieses Jahr gesehen. Ich liebe deutsche Filme. Ich liebe Dramen und Komödien und ich liebe Florian David Fitz. Der Film wird zwar als Komödie ausgezeichnet, aber ich finde er ist mehr als das. Deutlich mehr! Es gibt so viele nachdenkliche oder einfach auch nur wunderschöne Momente in diesem Film. Besonders die, mit dem Enkel Jonas. Dieser Junge ist genial und wir werden von dem Schauspieler noch ganz viel sehen!!! Geht ins Kino und schaut diesen Film.
Absolutes Muss für Fans von guten Filmen - auch ohne familiäre Parallelen ;) )
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