Ihr Lieben. Ich bin ja immer wieder offen für Neues. Ich probiere gerne Dinge aus. Und auch beim Lesen bin ich gerne experimentierfreudig. Aber das, was ich mir mit dem letzten Buch angetan habe, grenzte zeitweise echt an Quälerei.
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Es gab in letzter Zeit Momente, in denen es mir nicht so gut ging. Viele Veränderungen, die nicht nur positiv waren, wirkten sich auf meine Stimmung aus. Ich schaue dann gerne mal einen Film oder lese ein Buch zur Ablenkung, obwohl das meistens nicht funktioniert, weil ich dann emotional so in der Geschichte drin bin, dass ich anfange zu weinen oder zu oft an das denke, was gerade in meinem Leben schiefgeht. Trotzdem wollte ich ein wenig "Ablenkung" und ließ mir einen Film empfehlen: "Extrem laut und unglaublich nah".
Da ich aber wusste, dass dieser Film eine Buchverfilmung ist, nahm ich mir vor, zuerst das Buch zu lesen. So tüdelte ich in die Mayersche und kaufte es.
Extrem laut und unglaublich nah von Jonathan Safran Foer
Fischer Verlag, 9,95€
Kurz zur Geschichte: Oskar ist ein besonderes Kind. Er ist verdammt klug, erfinderisch, neugierig, eben speziell. Und Oskar hat eine verdammt enge Beziehung zu seinem Vater. Als dieser am 11. September in einem der Twintower ums Leben kommt, stürzt Oskar in ein Loch. Aber er findet in den Sachen seines Vaters einen Schlüssel in einem Briefumschlag auf dem der Name "Black" steht. Oskar will wissen, was es mir dem Schlüssel auf sich hat und begibt sich auf eine lange Reise durch New York, um herauszufinden wozu der Schlüssel gehört und um auf der Suche trotzdem noch ein bisschen länger mit seinem Vater verbunden zu sein...
Frohen Mutes begab ich mich auf die Couch und fing an zu lesen. Aber das Erste, was mir vor die Augen kam, waren Bilder. Fotos. Fotos von einem Schloss, von Vögeln und von einer Hausfassade. Was das mit dem Buch zu tun haben sollte, war mir nicht ganz bewusst. Aber gut, das ist ja meistens bei den Büchern am Anfang und so blätterte ich weiter. Die nächsten 30 Seiten waren dann voll mit Empfindungen von Oskar. Mit seinen ziemlich wirren Gedankengängen und mit einer Mission von seinem Vater. Papa behauptete, es gäbe einen sechsten Bezirk in New York, der aber weggeschwemmt wurde. Aber es gäbe noch genügend Hinweise auf diesen Bezirk und so schickte er Oskar auf die Suche. Auch der "Unfall" vom World Trade Center wird sehr schnell thematisiert. Vielleicht zu schnell bei insgesamt 437 Seiten. Aber gut, das ist ja Geschmackssache und wenn der Rest gut geschrieben ist, kann man auch schnell zur Sache kommen.
31. Seite. Jetzt soll wohl das 2. Kapitel beginnen, aber richtige Kapitel gibt es in diesem Buch nicht. Überschrift des nächsten Abschnittes ist "Warum ich nicht bei Dir bin. 21.Mai 1963". Ich dachte mir nur HÄH??? Aber gut, ich war am Anfang des Buches und warum es so wirr geschrieben ist, wird sich bestimmt später zeigen. Doch so langsam verlor ich schon die Lust am lesen. Das zweite "Kapitel" war ein Brief von einem Mann an seinen Sohn - offensichtlich hatte dies im ersten Augenblick keinen Zusammenhang mit der Geschichte von Oskar und seinem Vater. Ich war ernsthaft verwirrt und hatte absolut keine Lust mehr zu lesen. Also legte ich das Buch nach 51 Seiten schon wieder zur Seite.
2 Tage später nahm ich es doch wieder zur Hand. Man kauft sich ja nicht umsonst ein Buch und will es ja durchlesen! Aber ich wurde wieder verwirrt: Bunte Krackelzettel.
Oskar hat diese Zettel in einem Schreibwarengeschäft gefunden und findet überall den Namen seines Vaters. Der Autor hatte sich also dazu entschieden, diese Tatsache nicht nur zu beschreiben, sondern bildlich darzustellen. Das mag vielleicht einigen gefallen - mir nicht. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich auf etwas besonderes achten muss bei den Bildern. Irgendetwas, das für die weitere Handlung wichtig ist und ohne die ich nicht weiterkomme. Ich fühlte mich wie ein Kind, das gerade eines dieser "Was wäre wenn Bücher" liest, bei denen man selbst entschieden kann, wie es weitergeht. Dieses Buch hat sehr viele Bilder. Nicht nur Bilder! Der Mann, der Anfangs einen Brief schreibt, kommt häufiger vor. Und nicht nur die Briefe, die er schreibt! Nein. Auch sein Tagebuch. Irgendwann gehen ihm dann die Seiten aus und er muss immer enger schreiben, damit das Papier des Tagebuches noch ausreicht. Auch das wurde sehr bildlich dargestellt:
Nein, das ist kein Druckfehler! Das ist Absicht!
Erst kurz nach der Hälfte des Buches, machte es Spaß zu lesen.
Ich war in der Geschichte und konnte endlich alles nachvollziehen. Ich hatte es verstanden!! ... Bis auch Oskars Oma anfing Briefe zu schreiben und die an irgendwen schickte. Ich war am Boden zerstört. Drei Handlungen die allen Anschein nach nichts miteinander zu tun haben (erst kurz vor Schluss wird es klar), in einem Buch, das in einem sehr anstrengendem Schreibstil verfasst ist. Das ist mir ehrlich gesagt zu viel. Klar muss man bei Büchern denken! Aber ganz ehrlich, wenn ich ein Buch lese, möchte ich irgendwann verstehen um was es geht! Bei den Teilen in denen es um Oskar geht, war ich sehr angetan. Es machte Spaß zu lesen! Aber sobald wieder ein (Entschuldigung) doofer Brief um die Ecke kam, bei dem man erst einmal verstehen musste, ob er von der Oma oder von diesem Mann geschrieben wurde, war ich genervt. Ich hatte absolut keine Lust mehr! Und das habe ich selten bei einem Buch. Das Buch hat, wie schon genannt, 437 Seiten (exklusive einiger Bildseiten am Schluss) und normalerweise schaffe ich so ein Buch in maximal 2-3 Tagen. Wenn ich da an meine David Safier Bücher denke, die ich auch mal an einem Tag verschlinge... Für "Extrem laut und unglaublich nah", habe ich ich extreme und unglaubliche 4 1/2 Wochen gebraucht. Einfach aus dem Grund, dass ich ewig Pausen dazwischen gemacht habe und weil ich auch nicht viel an einem Tag gelesen habe.
Die Geschichte ist gut! Sehr gut eigentlich! ABER: Wenn man als Autor, diese wunderbare Geschichte so kompliziert in dem Buch verpacken muss, dass man irgendwann einfach kapitulieren will und das Buch bei Ebay verscherbeln (ich liebe Bücher! Und ich stelle mir alle ins Regal, normalerweise!), dann nützt die schönste Story nix mehr und dann muss ich für mich sagen: Thema verfehlt. Setzen, 4-.
Der Stil mag vielen gefallen - mir absolut nicht! Ich bin immer froh, wenn ich ein Buch geschafft habe. Aber bei diesem Exemplar, war ich regelrecht erleichtert... Das Buch ist absolut nichts für mich. Schade!
Aber es gibt ja noch den Film :) Um den geht es dann beim nächsten Mal. Aber schon vorweg - der Film ist richtig gut!
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