Freitag, 19. April 2013

Experiment: Good bye Buch - Hello E-Reader?

Es gibt Dinge, bei denen hat man sofort eine Meinung. Sei es durch Vorurteile oder durch Tatsachen. Zucker ist süß. Erdbeeren rot. RTL ist Müll. Und für mich stand schon immer fest: E-Reader sind scheiße. Als ich damals in der Tube in London das erste mal Werbung für den Kindle sah, dachte ich mir schon "Was ein Blödsinn". Dabei bin ich bis heute geblieben. Und ich war mir sicher, wenn ich so ein Teil mal teste, werde ich in meiner Meinung nur bestärkt. Ich habe so ein Dingen getestet und (soviel kann ich schon verraten) ich wurde nicht bestärkt.

Dass ich mich wirklich mit dem Thema beschäftigte, hatte nur den Grund, dass meine sehr bücherverrückte Tante sich so einen E-Reader besorgt hat. Ihre Vorteile an dem Teil waren klar: Klein, flach, viele Bücher auf wenig Platz, Bücher einfach online ausleihen, leichter zu transportieren als ein Buch aus Papier, im Dunkeln lesen, ... Die Reihe der Vorteile hört nicht auf. Und ja, eigentlich finde ich die Reader auch praktisch. Aber es gibt zwei Argumente die so stark wirken, dass sie alle Vorteile zu nichte machen. Das erste Argument: Ich liebe Bücher! Ich liebe es das gelesene Buch ins Regal zu stellen. Bücher sind wunderschöne
Dekostücke. Das Hinstellen der Bücher fällt mit einem E-Reader weg. Natürlich kann man sich auch den Reader ins Regal stellen, aber mal ehrlich... Das zweite Argument: Das fehlende Feeling beim lesen. Ein Buch zu lesen bedeutet für mich immer schweres Papier in der Hand zu halten. Genussvoll zu blättern. Das Papier zu fühlen und zu riechen. Das klingt jetzt bestimmt total schmalzig, aber das ist mein voller ernst! Zudem sieht man bei einem realen Buch wie weit man schon gelesen hat. Der Erfolg ist ersichtlich. Und je weniger Seiten am Ende noch in der rechten Hand übrig sind, desto größer der Erfolg. Jetzt hält man mit einem E-Reader nur ein Stück Plastik, Metall und Glas in der Hand. Das Blättern geschieht durch ein Tippen oder Wischen mit einem Finger. Also für mich sieht Buchromantik anders aus. Diese Tatsachen haben mich immer von E-Readern ferngehalten. Jetzt wurde mir aber ein anderes Argument genannt das für die Reader spricht und meine Gegenargumente wieder etwas neutralisieren. Und ja. Ich musste danach kleinbei geben. "Aber wie ist es denn mit Musik? Kaufst du noch CDs? Du lädst die doch bestimmt auch online und stellst sie dir nicht mehr ins Regal." Ähm... Ja. Ertappt. Stimmt! Ich war früher auch gegen das Downloaden von Musik und Filmen. Und jetzt kaufe ich nur noch ab und zu DVDs. CDs finden quasi gar keinen Weg mehr in meine Wohnung.

Oooookay. Also gut. Ich schaue mir diesen E-Reader mal an. Zuerst habe ich mir den Kindle auf mein Handy geladen. Mein Handy ist recht groß und somit hoffte ich auf ein fast reales Readervergnügen. Beim Kindle gibt es allerhand gratis Bücher. Sakrileg war auch kostenfrei! Hui. So ein großes und bekanntes Buch für 0€. Also habe ich es mir runtergeladen. Los gehts. Ich wischte elegant mit einem Finger durch die Seiten und las. Erster Eindruck? Hmmm... Naja. Nee. Gefällt mir nicht. Aber vielleicht lag es nur daran, dass ich keinen puren E-Reader genutzt hab sondern mein S3. Na gut. Also bin ich mit der Bahn in die Stadt gefahren. Im Weltbild wurde auch sofort mit dem Tolino geworben. Kaum habe ich mich dem Ausstellungsstück genähert, kam auch schon eine Verkäuferin an die mir unbedingt so ein Teil andrehen wollte. Ey ernsthaft. Ich hasse sowas schon in diversen Elektromärkten wenn ich mir nur mal die Kaffeemaschinen angucken will. Und bisher war es in Buchhandlungen immer so, dass die Verkäuferinnen nur an der Kasse standen und einen in Ruhe stöbern ließen. Super! Jetzt ist das Dank der tollen E-Reader auch vorbei. Oder es ist nur der Hype um die neuartigen Teile. Ich verstehe sowieso nicht warum die Buchhändler auf die Vermarktung von den Teilen so viel Wert legen. Wenn irgendwann jeder einen Reader besitzt, werden doch keine Buchhandlungen mehr besucht. Man kauft die Bücher online und die Buchhandlungen sterben aus. Okay. Das ist jetzt etwas übertrieben, das sehe ich ein. Und ich war ja in dem Buchladen um mir tatsächlich einen E-Reader anzusehen. Der erste Eindruck war wie erwartet. Sieht aus wie ein Tablet-PC. Jetzt ließ ich die Verkäuferin mal machen. Sie reihte einen Vorteil nach dem anderen an. Klein, praktisch, leichter als Bücher, platzsparend, und so weiter. Bücher werden günstiger. Man braucht ja immerhin nicht mehr den Druck zu bezahlen sondern nur das Werk an sich. Ja. Dafür muss ich mir aber erstmal ein teures Gerät kaufen. Und 19€ für ein echtes Buch anstatt 15€ für ein eBook finde ich jetzt nicht viel teurer. Als ich dann mit meiner Buchromantik um die Ecke kam, hielt sie dagegen. Die Buchseiten auf dem Tolino sehen doch genau so aus wie Papier. Genau. So glänzend und digital sehen meine Buchseiten Zuhause auch aus... Und man könnte sogar im Dunkeln lesen, dank der Hintergrundbeleuchtung. Entschuldigung, aber ich habe eine Nachttischlampe um im Bett zu lesen. Und die Zeiten in denen ich heimlich im Bett unter der Decke lesen musste sind eindeutig vorbei.

Ihr müsst mir jetzt wirklich glauben. Ich habe echt versucht ohne Vorurteile auf diesen Reader zuzugehen. Es hat aber echt nicht funktioniert. Schon als ich ihn sah, da dachte ich mir "Och nö". Ich bleibe eindeutig bei meinen Büchern. Voll altmodisch. Voll langweilig und analog. Ich wurde also in meiner Meinung gegen E-Reader nicht bestärkt aber voll und ganz bestätigt. Und wisst ihr was mir aufgefallen ist? Ich fahre jetzt ja seit Monaten nur noch Bahn und Zug. Und ich sehe kaum Leute mit Readern. Bücher sind aber zahlreich zu finden. Denken etwa noch mehr Menschen so wie ich? Ich bleibe bei meinen Büchern und höre beim Lesen meine digitale Musik vom PC ;)

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