Mittwoch, 3. April 2013

Köln - So lebendig und doch so ruhig

Als ich dann am Montag meine Cousine zum Bahnhof gebracht hatte, dachte ich mir, gehe ich doch mal in den Dom und zünde ein Kerzchen an. Das kann nicht schaden und ich war mal wieder im Dom nach langer Zeit. Gesagt, getan. Ich also zum Dom gestiefelt, bemerkte ich schnell, dass gerade Einlass zur Messe war. Also habe ich das volle Programm durchgezogen mit Dom, Messe, Kommunion, beten und Kerzchen anzünden. Draußen war wunderschönes Wetter und deshalb schien die Sonne herrlich durch die bunten Domfenster. Das hatte etwas ganz Besonderes und fesselte mich minutenlang. Ich saß einfach im Dom und habe die Fenster betrachtet. Dabei habe ich ein Foto geschossen, auf das ich wirklich stolz bin wenn ich ehrlich bin ;)


Meine Laune war wunderbar und so beschloss ich noch etwas spazieren zu gehen bei diesem schönen Wetter. Auf der Domplatte tummelten sich tausende Menschen. Die Stadt war so voll, wie ich es schon lange nicht mehr erlebt hatte. Vorbei am Dom, sah ich zum ersten Mal den Brunnen und die Tafel zum Roncalliplatz. Bisher war ich immer der festen Überzeugung, der Roncalliplatz wurde nach dem Zirkus Roncalli benannt. So kann man sich täuschen. Da wohne ich schon mehr als 2 Jahre in Köln und habe nie diese Gedenktafel für Papst Johannes XXIII entdeckt. Mit bürgerlichem Namen hieß er Angelo Giuseppe Roncalli und daher hat auch der Roncalliplatz seinen Namen. Die Geschichte von Roncalli erinnert mich sehr an den aktuellen Papst Franziuskus. Ein sehr menschennaher und bescheidener Papst. 



Weiter ging ich in Richtung Hohenzollernbrücke. Normalerweise gehe ich ja immer die große Runde über die Hohenzollernbrücke, am Deutzer Ufer entlang, über die Deutzer Brücke und durch die Altstadt zurück zum Dom. Aber die Brücke war mir zu voll. Also machte ich einfach ein Foto mit dem Dom und ging zurück direkt über die Philharmonie in die Altstadt. 


Komischer Weise war es dort nicht so voll und ich konnte ohne Probleme in Ruhe die alten Häuschen betrachten. Diese kleinen Häuser haben wirklich ihren Charme. Vermutlich sind die gerademal so groß wie meine gesamte Wohnung jetzt aber ich mag sie. In einer Gasse entdeckte ich dann das: 


Der Kölner Treff von Jürgen Milski. Dann weiß ich ja jetzt wo ich nicht hingehe, wenn ich in Ruhe ein Kölsch trinken möchte ;)
Ein Stolpern weiter befindet sich das Rote Funken Plätzchen. Leider ist das mittlerweile sehr kaputt. Das ist jetzt zwar nur eine Vermutung, aber ich denke dass einfach zu viele Touris und Feiernde an die Wand gepinkelt haben und somit das hübsche Bild zerstört wurde :( Sehr sehr schade! 


Dann ging ich aber zu einem Denkmal, das niemals zerstört wird - Willy Millowitsch. Mittlerweile finde ich es im Schlaf. Das Denkmal steht auf dem Eisenmarkt direkt vor dem Hänneschen Theater. Eine kleine Gasse vom Heumarkt führt direkt zu diesem Platz, der doch sehr versteckt liegt. Und deshalb ist es dort auch immer sehr ruhig. Wenn ich in der Stadt bin und einfach nur durchatmen möchte und Ruhe will, dann gehe ich dorthin. Der große bronzene Mann hat eine Anziehungskraft, die man so nicht beschreiben kann. Geht dahin und setzt euch neben ihn. Dann werdet ihr selbst merken was ich meine.



Und wie ich da so saß, kam ein Stadtführer mit zwei älteren Personen an und erzählte einiges über Willy. Erzählte von Kommissar Klefisch und sang "Schnaps! Das war sein letztes Wort". Berichtete von der Beerdigung, bei der Willy Millowitsch mit einem letzten Applaus vom Dom zum Friedhof gebracht wurde. Ohja! Daran kann ich mich noch erinnern. Ich war damals selbst am Dom und habe den Konvoi gesehen. Und ich habe damals noch nicht verstanden, warum plötzlich alle geklatscht haben als der Sarg an uns vorbei
fuhr. Warum steht da eine Horde Fußballfans mit Trikot? Das sollte doch eine Beerdigung sein?! Damals war ich 8 Jahre alt und konnte noch nicht wirklich mitfühlen was da abging. Jetzt ist das umso verständlicher und viel emotionaler.

Nach einer Runde über den Heumarkt, beschloss ich mich auf den Weg zum Melatenfriedhof zu machen. Ich war da noch nie und hatte es eh vor mir diesen Friedhof einmal anzusehen. Für Nicht-Kölner oder Menschen die Köln nicht kennen scheint das jetzt befremdlich zu klingen, zu einem Friedhof zu fahren um einfach mal zu gucken und um zu spazieren. Melaten ist der größte Friedhof Kölns und hier liegen sehr viele berühmte Persönlichkeiten (auch Willy Millowitsch, Jupp Schmitz, Willi Ostermann, ... ). Aber das ist nicht der einzige Grund, warum man dorthin gehen sollte. Ich stieg aus der Bahn und ging an der stark befahrenen Aachener Straße direkt zum Eingang. Und dann? Ruhe! Soviel Ruhe mitten in Köln. Sofort hatte ich einen Ohrwurm: 


Dieses Lied sagt wirklich das aus, was man über Melaten sagen kann. Kaum ist man auf diesem Friedhof, sieht man beeindruckende Grabmäler. Warum man soviel Platz braucht als letzte Station seines Lebens und warum man so riesige Grabmäler benötigt ist mir nicht begreiflich.



Und auch der besungene Zettel ist leider zu finden. Kein Nutzungsrecht mehr. Aber trotzdem ist der oder die Tote nicht vergessen. 


Nachdem ich geschlagene 3 Stunden auf dem Friedhof umhergelaufen bin und einfach nur total beeindruckt geschaut habe, kam ich durch Zufall an einem Grab vorbei, das schon von Weitem glitzerte.


Das Grab von Dirk Bach. Ich wusste nicht, dass er auch dort begraben wurde und daher war ich schon überrascht. Und ich war auch zugleich enttäuscht. Ein verwaschener alter Holzklotz mit seinem Namen und den Daten auf einer Kunstrasenfläche. Irgendwie nicht schön :( Aber zum Glück haben einige Fans allerhand buntes Zeugs am Grab verteilt. Weihnachtsbäume mit Glasgurken, Schneekugeln, Glitzersteine, Blumen und viele Kerzen. Und als ich so vor dem Grab stand wurde mir schon anders. So jung gestorben! Das gibt einem zu denken. Ich hatte das Glück ihn noch bei  Kein Pardon in Düsseldorf sehen zu können. Seine letzte große Theaterrolle  Den kleinen König hat er ja leider nicht mehr aufführen können. Puh! Das ist heftig. Spontan hatte ich das Bedürfnis auch eine Kerze aufzustellen. Zum Glück gibt es auf Melaten einen Kerzenautomat der Grablichter mit Streichhölzern ausspuckt. Diese 1,50€ waren es mir wert! 

Ich habe so lange auf dem Friedhof verbracht und trotzdem noch nicht alles gesehen. Da muss ich nochmal hin. Unbedingt. 

So viele Fassetten von Köln an einem Tag - wunderschöne Stadt :) 




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